mechthild schneider
kunst & fotografie
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Mechthild Schneider: Fotografien Le mal du pays

Heimweh Die grundlose Traurigkeit, die eine ländliche Idylle im menschlichen Herzen weckt.

Mechthild Schneider ist eine Fotografien, die abstrahiert. Sie dunkelt Farben ab, um sie wie vergilbte Ölgemälde aussehen zu lassen. Sie lässt Blütenfelder verschwimmen, damit sie den Eindruck eines impressionistischen Fleckenauftrags erzeugen. Sie lässt Bilddetails mancher Landschaften im diffusen Lichtmeer verschwimmen.

Betrachten wir die Motive, die Mechthild Schneider uns heute zeigt, so sind es vor allem Waldlandschaften. Wir sehen Landschaften, die geprägt sind vom Wechselspiel aus Licht und Schatten, ähnlich wie es die Malerei der Schule von Barbizon im 19. Jahrhundert umsetzte. Es gibt auch dunkle Fotografien, die an die malerische Tradition der Dachauer Schule erinnern.

Der Bildaufbau ist traditionell und ruhig. Klassische Kompositionen im Maßverhältnis 2:3, dem goldenen Schnitt, lassen sich ebenso finden wie bewegte Diagonalen in Pflanzenhalmen und Baumstämmen. Waldlandschaften begegnen uns in naturalistisch scharfer Begrenzung, aber auch in diffusen Landschaften, die an Malerei der deutschen Romantik oder an Turners Gemälde erinnern.

Ein zweiter Themenbereich sind Pflanzen: Naturalistisch wiedergegeben wie bei Dürers “Rasenstück” oder gesehen in impressionistischer Offenheit zeigt uns Mechthild Schneider Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung. Sie sind im Wachsen und Blühen begriffen. Wir sehen keine Stillleben, in denen Blumen oder Früchte abgeschnitten und an einen anderen Ort verbracht werden.

Alle Landschaftsaufnahmen stammen aus der unmittelbaren heimatlichen Umgebung. Es sind Orte, die Mechthild Schneider genau kennt, sowohl im Hinblick auf ihre Pflanzen wie auch im Hinblick auf die Lichtsituationen. Die Fotografin zeigt uns in ihrer Ausstellung auch den Wechsel der Jahreszeiten in ihrer Heimat. Licht und Farben verändern sich bei ihr genauso, wie sich die Natur im Jahreskreislauf wandelt.

Am augenfälligsten in der neuen Ausstellung sind die Bilderrahmen. Sie interpretieren die Aufnahme durch ihre eigene Farbigkeit und ihre oft barocken Muster. Sie ordnen für uns das Foto in einen anderen zeitlichen und stilistischen Kontext ein. Sie machen aus dem offenen Konzept Fotografie eine geschlossene Einheit.

Das Foto wird zum Gemäldeähnlichen Museumsstück. Die Ähnlichkeit zwischen Fotografie und Malerei vollzieht sich mehrfach: zunächst offensichtlich durch die der Malerei entlehnten Bilderrahmen. Mechthild Schneider bevorzugte zuhause auch eine der Malerei entlehnte Art der Präsentation für ihre neuen Fotos, die “Petersburger Hängung”, bei der Werke unterschiedlicher Formate übereinander gehängt werden. Dadurch wird der museale Saloncharakter weiter betont. Auch die unterschiedlichen Formate tragen dazu bei. Zum Dritten vollzieht sich die Annäherung zwischen Foto und Malerei durch die stilistischen Parallelen zwischen der Malerei des 19. Jahrhunderts und den aktuellen Fotografien.

Wir als Betrachter/innen sind irritiert. Wir suchen nach Belegen für Fotografie oder für Malerei, wir schauen sehr genau hin. Gerade in dieser Irritation sind die Fotos in ihren alten Bilderrahmen hochmodern. Irritation ist eine wichtige künstlerische Strategie der Gegenwartskunst. Und sie hat im Surrealismus ihre Tradition. Denken wir an die von Man Ray fotografierte Pelztasse der Surrealistin Meret Oppenheim.

Irritation bei Mechthild Schneider ist jedoch nicht die provokante Auseinandersetzung mit Handlungsgewohnheiten oder die Darstellung des Unerwarteten wie bei Meret Oppenheim. Mechthild Schneider reflektiert vielmehr Naturfotografie auf eine neue Weise. Nach der Fotografie, die vor einigen Jahren die Weite des Raums in den Alu-Dibond-Querformaten darstellte und der vergänglichen Schönheit von Mechthild Schneiders Blütenfotografien geht es jetzt um das überzeitliche, das Ewige in der Natur. Durch die Rahmung wird das abgebildete Werk vom vorläufigen Foto, das den Augenblick zeigt, zum dauerhaften Wert.

Mechthild Schneider erweitert ihre künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur nunmehr um den Bereich der Inszenierung. Der Rahmen wird zum Bedeutungsträger. Er verändert unsere Sicht auf die abgebildete Natur und ist gleichzeitig das Ergebnis eines neuen künstlerischen Schwerpunkts in Mechthild Schneiders Werk. War es früher die Unendlichkeit, so ist es jetzt die überzeitliche Harmonie, mit der sie uns die Landschaften vorstellt.

   

 

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